Experte: Russland verlor durch den Getreidedeal fast eine Milliarde US-Dollar pro Jahr
Der Präsident der Russischen Getreideunion Arkadi Slotschewski erklärte auf einer Pressekonferenz, dass dem Land durch den sogenannten Getreidedeal enorme Gewinne entgangen seien. Nach Angaben der Nachrichtenagentur RIA Nowosti konstatierte Slotschewski:
"Jeder hat mit Wehmut beobachtet, wie dieses Abkommen verlängert wurde und die russischen Getreidelieferungen beeinträchtigt hat. Wenn man nachrechnet, haben wir während der Umsetzung dieses Abkommens mehr als eine Milliarde US-Dollar verloren, pro Jahr. Und das sind nur die Verluste der Getreideproduzenten, die Verluste der Düngemittelproduzenten habe ich nicht mitgerechnet."
Laut Slotschewski ist die Aussetzung der Teilnahme Russlands am Getreideabkommen die richtige Entscheidung, denn sie wird die Preise für russischen Weizen stützen. Er stellte fest:
"Das ist die richtige Entscheidung, das Abkommen hätte gar nicht abgeschlossen werden dürfen. Für uns gibt es da nichts Negatives, im Gegenteil, wir machen nun den Schaden rückgängig, den Russland bei der Umsetzung dieses Abkommens auf seinen Schultern zu tragen hatte."
Zuvor hatte er gegenüber RIA Nowosti erklärt, dass das Ergebnis dieser Vereinbarung ein spürbarer Preisabschlag für russische Weizenlieferungen gegenüber den weltweit üblichen Preisen internationaler Konkurrenten war. Nach Expertenschätzungen lag diese Preisdifferenz zwischen 10 und 20 US-Dollar pro Tonne Weizen, in Spitzenzeiten erreichte sie jedoch bis zu 70 US-Dollar pro Tonne.
Wie die Autoren der russischen Zeitung Wsgljad ebenfalls feststellen, bringt der Ausstieg aus dem Getreidedeal für russische Getreidebranche nur Vorteile:
"Für russische Güter ändert sich nichts, da während der Laufzeit des Abkommens keine Lockerungen vorgenommen wurden. Während des gesamten Jahres, in dem das Abkommen in Kraft war, waren auch alle finanziellen, logistischen und versicherungstechnischen Beschränkungen gegen unsere Unternehmen in Kraft. Die russischen Exporteure mussten sich mit diesen Beschränkungen abfinden und nach Möglichkeiten suchen, sie zu umgehen, in der Erwartung, dass sich etwas ändern und die Beschränkungen aufgehoben werden würden. Aber es blieb alles beim Alten, so dass es für sie keinen Unterschied macht, ob es eine Einigung gibt oder nicht. So hat Russland im vergangenen Jahr einen Rekord bei den Getreideexporten erzielt, und zwar nicht wegen des Getreideabkommens (sein Einfluss ist trügerisch), sondern wegen der hohen Ernteerträge und der schnellen Anpassung der Unternehmen an die neuen Bedingungen der Arbeit mit den Beschränkungen."
Die Käufer des russischen Getreides werden weiterhin Weizen erhalten, auch wenn das Getreideabkommen gekündigt ist. Alle vertraglichen Verpflichtungen werden erfüllt und der Kampf gegen den Hunger in der Welt wird fortgesetzt, versicherte der Verband der Getreideexporteure gegenüber Wsgljad.
Maxim Maximow, außerordentlicher Professor am Lehrstuhl für Unternehmensführung und Innovation an der Russischen Wirtschaftsuniversität Plechanow betont: Der Getreide-Deal hat zusätzlich zu allem anderen die weltweiten Lebensmittelpreise gedrückt:
"Selbst oberflächliche Analysen deuten darauf hin, dass der Ausbruch des Konflikts in der Ukraine eine deutliche Preisrallye bei Lebensmitteln auf dem Weltmarkt ausgelöst hat. Im März des Jahres 2022 war der zusammengesetzte Preisindex der UN Food Agricultural Association auf 160 Punkte gestiegen, und für Getreide und Pflanzenöle lag er bei 170 bzw. 210 Punkten. Nach dem Start des Getreideabkommens begann das Preisniveau allmählich zu sinken, und im Juni des Jahres 2023 lag der Durchschnittswert des Getreidepreisindex bei 126,6 Punkten."
Wie der Präsident der Russischen Getreideunion voraussagt, werden die Preise nun nicht sofort auf ein faires Niveau zurückkehren – und der für Russland ungünstige Discount werde nicht sofort verschwinden, aber durch den Rückzug aus dem ungünstigen Abkommen hat Russland den Weg dafür bereitet. In dem Gespräch mit der Agentur RIA Nowosti bemerkte Arkadi Slotschewski bitter:
"Wir haben 10 Jahre lang, seit unserem Markteintritt im Jahr 2002, daran gearbeitet, den Discount loszuwerden. Aber damals war er noch kleiner, innerhalb von 10 US-Dollar. Und wie viel Arbeit müssen wir jetzt noch leisten, um diesen Preisnachlass, der bei diesem Deal entstanden ist, zu beseitigen?"
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